4 - Fortschritt - der ISÖ-Podcast - Folge 4 - Sozial nachhaltige Rente
Shownotes
In Folge 4 von „Fortschritt - der ISÖ-Podcast. Gespräche zu Sozialer Nachhaltigkeit und was sonst wirklich wichtig ist“ widmet sich Prof. Dr. Michael Opielka allein – der ursprünglich geplante Gesprächspartner Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn wird für die nächste Folge des Podcast angekündigt – der Frage, wie eine sozial nachhaltige Rente in Deutschland aussehen kann.
Ausgehend von der aktuellen Rentendebatte und seiner eigenen Perspektive als Neu-Rentner erläutert er drei große Herausforderungen: das Spannungsfeld von Finanzierung und Demografie, die versäulten Alterssicherungssysteme (gesetzliche Rente, Beamtenversorgung, berufsständische Versorgungswerke) und das Risiko wachsender Altersarmut, insbesondere für Solo-Selbstständige und Erwerbstätige in einer flexiblen, digitalisierten Ökonomie.
Opielka ordnet diese Fragen mit Hilfe verschiedener Gerechtigkeitsmodelle (Leistungs-, Verteilungs-, Bedarfs- und Teilhabegerechtigkeit plus Generationengerechtigkeit) und diskutiert dann die Architektur der Finanzierung:
• Soll Rente nur aus Erwerbseinkommen oder auch aus Vermögenseinkommen gespeist werden?
• Welche Rolle spielen Steuern gegenüber zweckgebundenen Beiträgen?
• Wie lässt sich Umlage- und Kapitaldeckung klug kombinieren – etwa nach Vorbildern in Schweden, der Schweiz oder den USA?
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Renteneintrittsalter: Opielka rechnet langfristig mit einem Arbeiten bis 70+, plädiert aber dafür, dies attraktiv zu gestalten – durch bessere Weiterbildung, flexible Übergänge und eine Entkrampfung des Themas über ein Grundeinkommen.
Am Ende skizziert er seinen Vorschlag einer Bürgerversicherung mit Grundrente: Alle Einwohnerinnen und Einwohner zahlen nach ähnlichen Regeln in ein gemeinsames System ein, das einen verlässlichen Grundsockel sichert und unterschiedliche Arbeits- und Lebensformen (z.B. Sorgearbeit) anerkennt. Vorbilder sind u.a. die Schweiz und die Niederlande, deren strukturelle Probleme deutlich geringer ausfallen als die des deutschen Rentensystems. Eine solche Reform wäre für Opielka der Schlüssel zu einer wirklich sozial nachhaltigen Rente.
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2025-12-01, Transkription ISÖ-Podcast Folge 4 – Prof. Dr. Michael Opielka, Sozial nachhaltige Rente (mit Zeitstempel)
00:00:07Herzlich Willkommen zur Folge 4 des ISO Podcast Fortschritt Gespräche zu sozialer Nachhaltigkeit und was sonst wirklich wichtig ist.00:00:21Die heutige Folge beschäftigt sich mit dem Thema sozial nachhaltige Rente.00:00:30Geplant ist ein Gespräch mit Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn, langjähriger Bundestagsabgeordneter, habilitierter Wirtschaftswissenschaftler und jetzt Senior Fellow am IS, am Institut für Sozialökologie und mir.00:00:48Mein Name ist Michael Opielka, ich bin wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Instituts für Sozialökologie.00:00:58Ich spreche jetzt erst einmal alleine.00:01:01Wir werden sehen, ob wir die Diskussion, das Gespräch mit Wolfgang noch in dieser Sendung, in dieser Folge führen oder ob wir dazu eine weitere Folge benötigen und eröffnen werden.00:01:16Zunächst einmal, das Thema Rente ist ja jüngst gesellschaftlich und politisch von großer Bedeutung und ziemlich hochgekocht, kann man sagen.00:01:30Der Koalitionskonflikt um eine längerfristige Sicherung des Rentenniveaus ist denjenigen unter uns, die Medien, die Presse, egal von welcher Richtung goutieren bewusst.00:01:47Ich selber ganz persönlich bin seit wenigen Monaten Rentner und Pensionär zugleich und Wolfgang war lange rentenpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion.00:02:02Was sind die Herausforderungen der Rentenpolitik in den nächsten Jahren?00:02:09Ich möchte gerne drei Herausforderungen unterscheiden.00:02:13Das eine Themenfeld ist die Frage Finanzierung und Demografie.00:02:18Das zweite ist das Themenfeld der versäulten Systeme.00:02:23Das dritte ist das Problem der Altersarmut.00:02:26Ich möchte zu diesen drei Herausforderungen kurz einiges sagen, wenn auch nicht sehr datenbasiert.00:02:32Also das Problem in einem Podcast ist immer, dass man hier schon auch Zahlen zeigen kann.00:02:37Wir könnten auch Grafiken einblenden, das wäre alles möglich, aber dann für den, der mündlich zuhört oder die mündlich zuhört, ist das natürlich beschwerlich, dass wir also dann bei einem reinen Videokurs, diesen Podcast produzieren wir zugleich als Video und Audio Podcast, so wie es heute bei den großen Anbietern auch gefördert wird.00:02:58Das heißt, ich versuche jetzt in diesem Podcast die Probleme so wenig daten und damit formal basiert wie möglich zu sagen, sondern möglichst anschaulich, sodass man es verstehen kann, dass man es auch beim Zuhören vielleicht beim Wandern, beim Autofahren, beim Wäschebügeln verstehen und hören kann, ohne gleich irgendwas nachschlagen zu müssen.00:03:26Gehen wir zum Thema Finanzierung und Demografie.00:03:29Da bist du, ich duze dich im diesen Podcast immer, deshalb bitte dich, gewöhne dich dran und umgekehrt kannst du natürlich auch mich duzen, wenn du mit uns in Kontakt trittst, mit dem ISO oder mit mir.00:03:45Finanzierung und Demografie.00:03:47Dazu sind in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten, muss man eigentlich sagen, zahlreiche, eine Vielzahl von Daten produziert worden.00:03:59Jetzt will ich doch mal eine Zahl nennen, noch so in der Nachkriegszeit, da kamen auf eine Rentnerin und ein Rentner drei bis vier Arbeitnehmererwerbstätige und in wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird es auf einen Erwerbstätigen eine Rentnerin oder Rentner sein.00:04:19Da kann man sich schon denken, also wenn es so eine Verschiebung ist, also dass der Anteil derjenigen, die Rente beziehen oder Pensionen beziehen und der verglichen mit dem Anteil, die sozusagen die Beiträge aufbringen, dass dieses Verhältnis sich völlig verschoben hat.00:04:34Jetzt kann man natürlich naja, man könnte es in verschiedene Richtungen ändern, das werden wir auch nachher gleich diskutieren.00:04:39Was sind die Änderungsmöglichkeiten?00:04:45Wir ahnen, es gibt verschiedene Stellschrauben dabei, aber dieses Grundproblem, das sich in einer älter werdenden, gefälschten, mit einer längeren Lebensarbeitszeit die Belastungen für, also mit einer längeren Lebenszeit und ohne sehr viel längere Lebensarbeitszeit, dass sie dann natürlich der Anteil, die Kosten der Rentnerinnen und Rentner auf immer weniger Erwerbstätige begrenzen, ist ja nachvollziehbar.00:05:13Da kann man sich das leicht denken.00:05:14Aber was macht man damit?00:05:16Die zweite Frage ist Versäulung.00:05:18Das ist ein spezifisch deutsches Thema, nicht nur in Deutschland, aber es gibt Länder, da ist noch viel extremer.00:05:22Griechenland war ein ganz schreckliches Beispiel, Aber in Deutschland haben wir sogenannte versäulte Systeme in dem Sinn, dass wir verschiedene Berufsgruppen unterschiedliche Alterssicherungssysteme haben.00:05:34Wir haben auch teilweise unterschiedliche Krankenversicherungssysteme, aber in Alterssicherung ist es besonders sinnfällig.00:05:40Der Klassiker ist, dass Beamte, also staatsnahe Kräfte, wie es noch in der DDR hieß, oder staatsbezogene Staatsdiener nannte man das früher, dass diese Gruppen besonders stark privilegiert sind in der Rente und im Pensionssystem.00:06:00Das ist klassisch, geht schon ganz weit zurück.00:06:02Ich habe dazu auch einiges geschrieben, wenn man uns mal anschaut, dass im alten Rom schon Legionäre, also die den Staat bereit waren, sich für den Staat bereit waren zu opfern, besonders privilegiert wurden, wenn sie überlebt haben natürlich nur, aber wir haben es auch bei anderen Kräften.00:06:17Wir haben es bei Richtern, aber auch bei Abgeordneten, Abgeordnete, aber nicht nur Richter, Beamte, Lehrer, auch bei uns, also Kräfte, Berufstätige, bei denen der Staat eine besondere Loyalität erwartet.00:06:31Also dies führt zu privilegierten Systemen.00:06:35Dann haben wir ähnliche Privilegien bei bestimmten Berufsgruppen.00:06:38Klassischerweise waren es zum Beispiel die Knappschaft, also die Alterssicherung für die Bergleute, die natürlich auch besonders gesundheitsgefährdet waren, auch keine lange Lebenserwartung, darf man jetzt auch nicht vergessen, die wurden besonders gefördert, unterstützt.00:06:55Andere Gruppen waren die Landwirte, später Künstler, Künstlersozialversicherung, wobei deren Privilegien sich schon in Grenzen halten.00:07:04Aber ein ganz besonders bedeutsame Gruppe sind die berufsständischen Versorgungswerke.00:07:08Nehmen wir als Beispiel die Zahnärzte, Rechtsanwälte.00:07:11Die Zahnärzte sind gerade kein so gutes Beispiel, sind zwar privilegiert, aber die Zahnärztekammer in Berlin hat gerade eine Milliarde an die Wand gefahren.00:07:20Also die berufsständischen Versorgungswerke, die kapitalbasiert sind, bei denen sozusagen die besseren Risiken auch unter sich bleiben, liefern in der Vergangenheit jedenfalls deutlich bessere Alterssicherungsleistungen ab als die gesetzliche Rentenversicherung.00:07:38Ich will das nicht vertiefen, aber an diesem Feld entzünden sich regelmäßig Diskussionen über eine allgemeine Gerechtigkeit in der Gesellschaft.00:07:50Wir werden das Thema Gerechtigkeit aber gleich noch einmal ansprechen.00:07:54Drittes Altersarmut.00:07:58Das war vor einigen Jahrzehnten ein sehr, sehr großes Thema in Deutschland.00:08:01Die CDU hat damals unter dem damaligen Generalsekretär Heiner Geißler, später auch Familienminister, die neue Soziale Frage ausgerufen und betont, dass Personengruppen, die nicht zum Zentrum des Erwerbssektors gehören, dass die besonders armutsgefährdet sind, benachteiligungsgefährdet sind.00:08:23Dazu gehören natürlich vor allem Frauen im Allgemeinen, aber auch Menschen mit Beeinträchtigungen.00:08:28Früher sprach man von Behinderung und anderen.00:08:30Heute würde man auch noch Migranten, jedenfalls Teile der Migrantenpopulation dazurechnen.00:08:36Und diese Gruppen hatten in der Vergangenheit auch eine besonders schlechte Alterssicherung.00:08:41Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten etwas gebessert.00:08:44Zum Beispiel durch die Einführung von Kindererziehungszeiten hat man versucht, der Benachteiligung von Frauen im Alterssicherungssystem ein wenig abzuhelfen.00:08:55Aber nach wie vor.00:08:56Es gibt die Befürchtung, dass in Zukunft, man weiß es nicht genau, aber begründete Annahmen, dass in den nächsten Jahrzehnten vor allem Personen, die kleine Selbstständige sind, die, sag ich mal, moderne Arbeitskräfte, die in einer modernen, IT gesteuerten, flexiblen Ökonomie arbeiten, dass die eben auch nur unbefriedigende Formen der Alterssicherung aufbauen und dann im Alter natürlich von Armut oder für Armut gefährdet sind.00:09:35So diesbezüglich drei große Herausforderungen.00:09:38Man könnte noch weitere nennen.00:09:39Ich belasse es mal bei diesen dreien.00:09:41Was heißt jetzt aber Gerechtigkeit?00:09:42Das Wort Gerechtigkeit taucht ja schon auf.00:09:44Da geht es natürlich zur Methode.00:09:45Was habe ich eigentlich für eine Gerechtigkeitsidee?00:09:48Welche Theorie habe ich dahinter?00:09:50Ich möchte nicht.00:09:51Ich vertrete folgende Gerechtigkeitsthemen, nämlich so eine Art 4 Modell, nämlich 4 Gerechtigkeitsmodelle.00:09:59Und das 4.00:10:00Ist das Thema Generationengerechtigkeit, was sich durch alle Gerechtigkeitstypen hindurchzieht.00:10:06Das erste klassische, das liberale Gerechtigkeitsmodell, das ist die Leistungsgerechtigkeit.00:10:12Die Idee dabei Wer mehr einzahlt, der soll auch mehr bekommen.00:10:18Das Äquivalenzprinzip, so nennt sich das TEC technisch in der Sozialpolitik, also eine Äquivalenz von Beitrag und Leistung.00:10:28Aber Muss das immer 1 zu 1 sein?00:10:32Wohl nicht, das weiß man schon.00:10:33Denn was ist eigentlich genau die Leistung?00:10:36Wir erinnern uns an Norbert Blüm, aber einmal als Ich erinnere mich jedenfalls daran, das war ganz am Anfang meiner Berufstätigkeit, Norbert Blüm war der damalige Arbeitssozialminister der CDU.00:10:47Seine these war, die er dann auch Plakate drucken ließ und die Plakate selbst aufhing auf Litfaßsäulen, sowas gab es damals noch Anfang der er Jahre.00:10:59Rente ist Alterslohn für Lebensleistung, also Lebensleistung.00:11:03Ich erinnere mich immer, dass ich damals meiner Mutter sagte, die hatte fünf Kinder großgezogen, also dein Minister, die war, sie war damals heftige CDU Wählerin.00:11:12Dein Minister hält wohl deine Lebensleistung nicht für besonders förderwürdig.00:11:18Das brachte sie zum Nachdenken.00:11:20Aber was ist eigentlich die Leistung, die gewährleistet, die man da Wir wissen ja auch, dass wir in manchen Feldern als bestimmte Berufsgruppen, Manager, Personen, die besonders nah an der Macht sind, also vor allem im Wirtschaftssektor teilweise zwei bis dreitausend Mal so hohe jährliche Einkommen haben wie selbst jemand mit Mindestlohn.00:11:42Ob das alles mit Leistung zu tun hat, Da kommen permanent große Zweifel auf, geschweige denn Einkommen, die man erzielt aus Erbschaften offensichtlich leistungslose Einkommen wenn man nun, ich sage mal, die Fähigkeit zur Geldanlage als eine wesentliche Leistung tituliert.00:12:04Die zweite Ebene, also liberales System, Leistungsgerechtigkeit, zweite Ebene, Verteilungsgerechtigkeit.00:12:10Hier ist das Ziel eigentlich Gleichheit, idealtypisch, vor allem horizontale Gleichheit, sollten alle irgendwie ähnlich viel haben.00:12:18Diese Idee, das liegt nahe, liegt nicht bei den Liberalen, sondern liegt bei den Sozialisten oder Sozialdemokraten und ihre Idee, dass der Staat staatliche Intervention soll diese Verteidigungsgerechtigkeit sicherstellen, während bei den Liberalen der Markt diese Leistungsgerechtigkeit sicherstellen soll.00:12:40Eine der Thesen in diesem Muster der Verteilungsgerechtigkeit ist, dass die gesetzliche Rentenversicherung vielleicht generell unser Alterssicherungssystem allzu sehr von unten nach oben umverteile.00:12:51Wichtiger Gedanke also, dass die Ärmeren eigentlich nicht nur in der aktiven, aktiven Erwerbsphase benachteiligt sind, sondern dies auch noch in der Altersphase sind.00:13:07Die dritte Form der Gerechtigkeit ist die Bedarfsgerechtigkeit.00:13:14Das ist ein konservatives System.00:13:17Konservative setzen immer auf Gemeinschaft, also auf strukturelle Gemeinschaft oder konkrete Gemeinschaft, kann man es auch soziologisch nennen.00:13:26Familie, Berufsstände, das ist auch sehr wichtig, berufsständische Organisationen, die Nation, also das sind die großen Gemeinschaftsfigurationen, die Konservative befürworten.00:13:41Und die Idee ist damals schon immer möchte schon Schutz vor Armut, möchte man Mindestbedarf, möchte man schon decken in der Rente, aber es soll eigentlich nur den wirklich Bedürftigen gelten.00:13:53Und dabei ist so eine komplexe Verschränkung je nach konservativer Ausprägung, es gibt da eher, sag ich mal, linkere und eher rechtere Konservative ist die Idee, dass die familiengestützte und tendenziell natürlich patriarchale Absicherung bevorzugt wird, also Familie, familiäre Absicherung, aber auch schauen Sie nochmal so Gruppen an wie die Alternative für Dumme, wie sie von manchen genannt wird, diese Partei, die wollen dann zum Beispiel, dass man die soziale Sicherung nur für Deutsche macht, also Rente nur für Deutsche.00:14:27Das ist natürlich empirisch zum Glück Quark und sozialrechtlich nicht möglich, aber die Idee ist da die sehr konservative, man kann schon sagen faschistische Idee, also konservative Idee sozusagen die wirklich Bedürftigen zu erreichen, was immer wer genau das beurteilt, wer ist wirklich bedürftig?00:14:46Und die vierte Idee ist ein ganz anderer Blickwinkel, das ist sogenannte Teilhabegerechtigkeit.00:14:52Das ist eher so eine grüne, ökologische Denkfigur, die basiert auf Bürgerrechten, auf Menschenrechten, auf einer Inklusion aller in alle Funktionssysteme.00:15:04So hat es einmal Niklas Luhmann genannt.00:15:06Also diese Idee, dass jede und jeder einen grundlegenden Zugang hat.00:15:11Das ist übrigens ähnlich teilweise auch bei den Liberalen.00:15:14Der Begriff taucht da eher auf Chancengerechtigkeit.00:15:16Also jeder soll die Chance haben, aber die Teilhabegerechtigkeit ist ein bisschen mehr als nur die Chancengerechtigkeit.00:15:22Vielleicht manchmal auch was ganz Ähnliches, nämlich dass du immer wieder eine Chance hast und dass ein Grundsockel gewährleistet werden soll.00:15:30Diese Idee der Grundrente stammt aus diesem Denkmodell.00:15:34Aber alle vier großen, historisch seit der Französischen Revolution ausformulierten Gerechtigkeitsprinzipien, denen mangelt es bisweilen an der Idee der Generationengerechtigkeit Allen.00:15:48Also diese Idee Jung alt, das ist zu einem Zeitpunkt im Querschnitt, greift eigentlich zu kurz.00:15:55Nicht bloß jetzt Jungen mit den jetzt Alten, sondern es geht ja um verschiedene Kohorten.00:15:59Also dass man wirklich Generationengerechtigkeit als eine komplexe Aufgabe sieht, also im Längsschnitt.00:16:08Das Argument, dass Beitragssenkungen generationengerecht sind, stimmt nicht, weil geringere Beiträge auch geringere Renten verursachen.00:16:17Also für die gleiche Generation sehr Die Jungen haben die Wahl zwischen hohen Beiträgen und hohen Renten, geringere Beiträge und geringe Rente.00:16:28Also wir merken, das Thema Generationengerechtigkeit ist komplex, aber es ist überhaupt wichtig, dass man sich das bewusst macht.00:16:34In der Vergangenheit war dieses Idee, ich erinnere an die frühen Er er Jahre, da war das so die Idee.00:16:40Adenauer hat mal gesagt, Konrad Adenauer, der damalige Kinder kriegen die Leute immer.00:16:45Das ist aber nun nicht mehr so der Fall, dass die immer Kinder kriegen.00:16:48Das heißt, es stellt sich eher die Frage, wie man auch die Verantwortung, die generative Seite, also die Verpflichtung oder die Selbstverpflichtung, auch Kinder aufzuziehen und die gesellschaftliche Verantwortung dafür honoriert.00:17:04Deswegen auch die Idee der Kindererziehungszeiten, der Eltern, der Pflegezeiten und so weiter und so weiter.00:17:10Also wir haben jetzt Gerechtigkeitsideen thematisiert, da haben auch schon einige Facetten angesprochen, die hilfreich sind.00:17:16Jetzt gehen wir noch mal zum Thema Finanzierung, also nachhaltige Finanzierung, wie soll die eigentlich aussehen?00:17:22Und da gibt es schon einmal auch wieder einige grundsätzliche systematische Fragen, die man nicht so leicht beantworten afghan auch nicht leicht von der Hand wischen darf.00:17:34Also die erste Frage soll eigentlich das Erwerbseinkommen oder der Lohn, Arbeitslohn ist schon schwierig, Erwerbseinkommen, was zählt eigentlich alles dazu?00:17:45Zählt auch zum Erwerbseinkommen, wenn jemand selbstständig ist, Offensichtlich ist auch Erwerbseinkommen, Er muss ja Einkommensteuer oder sie muss Einkommensteuer dafür abführen, also verfügbares Einkommen.00:17:57Der Brieflohn ist ein bisschen verkürzt, weil das dann eben die abhängige Beschäftigung adressiert.00:18:02Es geht schon weiter mit dem Beamten, die haben ein Gehalt, das ist gar nicht direkt leistungsbasiert, sondern mehr statusbasiert, wie auch immer.00:18:10Also worauf bezieht sich eigentlich die Beitragserhebung?00:18:13Bezieht die sich jetzt nur auf dieses Erwerbseinkommen oder kommen auch zum Beispiel Vermögenseinkommen ins Spiel?00:18:19Werden die auch herangezogen?00:18:20Auch eine wirklich relevante Frage.00:18:23Also was man sagen kann, wenn nur Erwerbseinkommen, zwar nur Erwerbseinkommen von, die innerhalb eines gewissen Spektrums, nämlich bei der Mittelschicht erhoben werden, dann kann man sich auch schon denken, da wird es dann vielleicht nicht so einfach.00:18:36Also da bleiben eine Reihe von Einkommensarten, die teilweise vielleicht auch ganz opulent sind, die dann dazu ausreichen, dass man nicht sich Yachten leisten kann oder gar Privatflugzeuge und anderes, was vielleicht nicht unbedingt lebensnötig ist, aber vielleicht angenehm.00:18:50Es mag ja sein, dass so eine Yacht angenehm ist.00:18:52Ich habe jetzt keine, aber manche Leute schon ein paar hundert Millionen wert.00:18:57Und diese Leute werden in der Regel aus der Finanzierung der Rente, tauchen die gar nicht mit auf.00:19:04Über das Steuersystem kann man sagen, tauchen sie schon auf.00:19:06Und wir haben immerhin heute mit dem Bundeszuschuss an die Steuer einen dicken Brocken an steuerfinanzierten Leistungen, also mittlerweile ein Viertel bis ein Drittel, je nachdem wie man genau drauf blickt.00:19:20Gesamten Alterssicherungsausgaben werden aus dem Bundeshaushalt, aus den Steuermitteln finanziert, wobei nicht bloß der Bundeshaushalt eine Rolle spielt, weil bei den Beamtinnen und Beamten spielen auch die Länderhaushalte eine Rolle und auch zum Teil noch kommunale Haushalte, wenn auch nur in geringem Umfang.00:19:35Also es ist offensichtlich, das zeigt eigentlich alle, die Weltbank hat dazu viele Studien gemacht, OECD, je breiter die Finanzierungsbasis ist, umso besser ist es eigentlich für die Alters.00:19:48Wir werden das gleich nochmal diskutieren an unseren Vorschlägen Ich bin deshalb auch ein starker Vertreter der Bürgerversicherung, genau aus dem Grund, so wie es die Schweiz zum Beispiel hat oder andere Staaten, also eine breitere Finanzierungsbasis, nicht nur die Erwerbseinkommen.00:20:01Dann ist eine weitere Frage, die ist nicht damit aufgehoben.00:20:05Das ist die Frage, ob man eher Beitrags oder Steuerfinanzierung macht, weil also Steuern gibt es natürlich sehr viele unterschiedliche, also bis hin zur Sektsteuer oder zu Weiß der Teufel.00:20:19Zöllen sind im weitesten ja auch Einfuhrsteuern, die ein Staat erhebt.00:20:24Trumps Steuer und Zoll Money ist ja auch eine Steuererhebung, auch wenn er behauptet, er will keine Steuern heben.00:20:30Also die Idee Steuern oder Beiträge, also unmittelbar zweckgebundene Abgaben oder Abgaben, die nicht der Zweckbindung unterliegen, also dem sogenannten Nonaffektationsprinzip, wie es die Einkommensteuerrechtler sagen, also wo der Staat frei entscheiden kann, dann sagen die ja, aber die zweckgebunden Abgaben, die verhindern, dass der Staat oder die Regierenden, die Exekutive, die Legislative, dass die sozusagen mit dem Geld der alten Leute oder der Beitragszahler beliebig umspringt.00:21:04Das ist eine komplexe Frage, weil wir sehen in den Systemen, in denen wir eine breite Steuerfinanzierung haben, ist die Willkür der Regierenden auch dadurch begrenzt, dass die Leute natürlich aufmerksam sind.00:21:14Die Bürgerin jemals in der Demokratie, in der Diktatur sieht das möglicherweise anders aus.00:21:19Die weitere Frage bei der Finanzierungsarchitektur ist die Kapitaldeckung oder Umlagefinanzierung.00:21:28Das deutsche Alterssicherungsmodell basiert überwiegend auf dem Umlageprinzip.00:21:35Das heißt pay as you go, sagen die Engländerinnen und Amerikaner dazu, also man zahlt ein, man bekommt es zurück.00:21:42Darauf basiert die gesetzliche Rentenversicherung.00:21:44Darauf basiert im Prinzip auch die Beamtensicherung, weil auch bei der Beamtensicherung ist die Beamten, also ich war jahrzehntelang Beamter, ich habe keine Rentenbeiträge bezahlt, habe dafür, so heißt es dann bei dem Beamtenbund, einen gewissen Verzicht auf mein Einkommen geleistet.00:22:01Es kann schon sein, ich habe in anderen Jobs teilweise als Führungskraft mehr verdient, deutlich mehr als als Professor.00:22:08Das heißt, wir Beamte haben oder die Beamte kennen, meine ich wir die Beamten, die haben keine Beiträge geleistet.00:22:14Aber das wurde natürlich fiktiv mitgedacht.00:22:17Es gibt zum Beispiel Berechnungen der kommunalen Gesellschaftsstelle Verwaltungsvereinfachung, die sagen, dass die Rentenbeiträge für Beamte zwischen 30 und 40 Prozent sind.00:22:27Zu hoch sind nämlich die Alterssicherungskosten der Beamten, weil die nämlich erstens etwas höhere Durchschnittseinkommen haben als der Durchschnitt der Bevölkerung und zweitens auch länger leben.00:22:35Also Beamten sein scheint der Lebenserwartung zuträglich.00:22:39Das heißt PRC Gehäuse, das Geld kommt rein, geht raus.00:22:43Das Gegenprinzip ist das Kapitaldeckungsprinzip, Da wird angespart und dann wird von den Zinsen gelebt, bekomplexe Mischkalkulation, also von den Zinsen und bis zum Lebensende abgezinst, fiktiven Lebensende der Kapitalverzehr ist dann Versicherungsmathematik sehr kompliziert, weil man immer rechnen muss, wie lange ist die durchschnittliche Lebenserwartung.00:23:08Aber die Kapitaldeckungsprinzip ist, wir kennen es, Sie alle kennen das, oder du kennst das von der Lebensversicherung, da zahlst du einen Beitrag ein, dann bekommst du zu einem Zeitpunkt X, meistens Beginn des Ruhestandes, entweder einen komplexen Betrag ausgezahlt, je nachdem wie deftig du einzahlen konntest, oder du bekommst dann eine regelmäßige Rente ausgezahlt.00:23:34Es gibt dann auch so komplizierte Modelle, Leibrenten, die dann an bestimmten grundbuchlichen Eigentum festhaken und anderes.00:23:43Also Kapitaldeckung.00:23:45Viele haben, vor allem liberale Kräfte haben Kapitaldeckung immer gelobt, die sagen, ja, das würde dazu führen, dass auch die Kapitalbasis und damit die Investitionsbasis in einer Gesellschaft gestärkt wird.00:23:57Das ist gar nicht so trivial, da ist was dran.00:24:00Also man kann zum Beispiel sagen, in den USA spielt die Kapitaldeckung eine sehr große Rolle und auch die Pensionsfonds, öffentliche Pensionsfonds von Lehrern zum Beispiel und so weiter, die legen kapitalgedeckt an und hatten jetzt in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich immer eine recht hohe Rendite, also eine deutlich höhere Rendite als, sag ich mal, die Umlagen, als wenn man die umlagefinanzierten Systeme auch mit unter Renditegesichtspunkten beleuchtet.00:24:28Bisschen komplizierter, weil da muss man es ja fiktiv hochrechnen, es läuft ja immer rein und raus, aber bei Kapitaldeckung wird ja was angespart und dann bekommt man es auch.00:24:36In Deutschland ist das überhaupt nicht selten.00:24:38Also Kapitaldeckung ist zum Beispiel prägend für alle Betriebsrenten, also Betriebsrenten, die teilweise von Gewerkschaften auch ausgehandelt werden.00:24:47Großunternehmen haben alle Betriebsrenten in Deutschland haben je nachdem wie man rechnet, 60 bis 80 Prozent der Arbeitnehmenden haben auch Betriebsrenten, manchmal eigentlich sehr mickrig, manche aber größer.00:24:59Und diese Betriebsrenten sind kapitalgedeckt.00:25:02Und ich habe schon erwähnt, die berufsständischen Versorgungswerke für die Freiberufler, Rechtsanwalt, der Ärzte, mittlerweile Psychotherapeuten, teilweise Pflegekräfte, die sind auch kapitalgedeckt.00:25:13Und da ist die Forderung vor allem von liberalen Kräften, man soll das ausweiten, aber es gibt auch eher linkere oder halblinke Kräfte, die das auch für ratsam halten.00:25:21Und zwar aus einem ganz anderen Grund, weil natürlich dadurch auch die Arbeitnehmenden die Möglichkeit haben, an Erträgen der weltweiten Wirtschaft teilzunehmen oder je nachdem wie man es begrenzt.00:25:36Früher bis vor 20 Jahren etwa durften die US-amerikanischen Pensionsfonds übrigens nur in den USA investieren, also auch um die Kapitalstärkung der US Wirtschaft zu befördern.00:25:51Das hat man dann, ich glaube es ist schon locker 20 Jahre her, hat man das abgeschafft, weil man merkte, dass man dadurch die Pensionsfonds auch von Renditemöglichkeiten abschnitt.00:26:04Also man hat da so eine Mischung gewählt mittlerweile.00:26:08Also das Thema Kapitaldeckung ist es effizienter, nachhaltiger, nicht so einfach zu beurteilen.00:26:14Ich persönlich bin sehr für Mischmodelle.00:26:16Man muss schon sagen, dass natürlich einfach dieses Wohlstandsgewinn, natürlich auch das Wohlstandsrisiko, die Schweden machen es ganz pfiffig, die haben mittlerweile einen Teil, zwei Prozent ihrer Rentenbeiträge, ich glaube zwei Prozent sind es, die werden kapitalgedeckt angelegt, also der Sozialversicherungsbeiträge für die gesetzliche Rentenversicherung.00:26:34Und da haben die Leute die Möglichkeit, diesen Anteil selber zu entscheiden.00:26:41Wollen sie eher Risiko, also wenn man nichts macht, dann bekommt man so eine Art Durchschnittswert, der aber durchaus effizient ist.00:26:47Also die Kapitalverwaltungsstelle, die staatliche, ist sehr effektiv, wie beim norwegischen Nationalfonds auch, Die sind sehr effektiv, sehr gute Leute.00:26:58Oder du kannst auch wählen, dass du vielleicht eine risikobasiertere Anlage wählst.00:27:02Es ist jetzt kein extremes Risikoportfolio, was diese Systeme erlauben, aber doch Streuung von Risiken.00:27:13Da kann man auch zum Beispiel Die norwegische Nationalformar kann auch Nachhaltigkeitsziele sagen.00:27:17Kann man sagen, ich möchte Rüstungsindustrie nicht fördern oder vielleicht gerade fördern, wenn man sich gerade in einer Verteidigungsposition betrifft.00:27:23Oder ich möchte fossile Energien ausschließen.00:27:26Ich möchte nicht, dass wir Firmen fördern, die Tiefseemangnollen ernten, ernten in Anführungszeichen, und damit die Biodiversität in der Tiefsee gefährden.00:27:35Also das ist der Kapitalfinanzierung, da bin ich der Meinung, ganz eindeutig Mischmodelle und möglichst breite Basis.00:27:47Nächstes Themenfeld Nachhaltigkeit auf der Ausgabenseite.00:27:51Was ist eigentlich eine finanzielle Nachhaltigkeit?00:27:52Naja, da würde ich mal grundsätzlich immer sagen, das ist ja ein typisches Feld für Konservative und für Liberale, denen ist das ein großes Anliegen.00:28:01Finanzielle Nachhaltigkeit, die schwarze Null hat es damals der frühere Finanzminister Wolfgang Schäuble, CDU, effektsicher gefordert.00:28:11Also man soll sich nicht überschulden oder Angela Merkel hat ihn gebraucht, die schwäbische Hausfrau jedenfalls.00:28:21Finanzielle Nachhaltigkeit, dafür spricht schon einiges.00:28:24Also diese gigantischen Summen, die die Alterssicherung ja kostet, das ist ja ein Anteil.00:28:31Je nach Gesellschaft sind es 30 25, dreiig manchmal 40 Prozent der gesamten Sozialausgaben, die für die Alterssicherung aufgewendet werden.00:28:40Das ist eine irre Summe.00:28:41Es sind hunderte von Milliarden jedes Jahr.00:28:43Das kannst du nicht einfach nur durchschulden, sollte kein Mensch jemals bezahlen.00:28:47Also die Frage, wie macht man das?00:28:51Also auf jeden Fall klar, man muss langfristig überlegen, es muss langfristig planbar sein.00:28:56Und da muss man schon sagen, die deutsche Rentenversicherung gibt es ja jetzt schon Seit die Grundzüge 1881 sind da gebaut worden, 1887 sind die ersten institutionellen Schritte getätigt worden.00:29:06Also wir haben es jetzt über 100 und fast 140 Jahre haben wir die gesetzliche Rentenversicherung.00:29:13Da hat man schon Erfahrung gesammelt und das ist schon keine Hallodries, aber Balance zwischen Ausgaben und Einnahmen, die muss natürlich immer wieder neu gewährt werden.00:29:23Soziale Nachhaltigkeit, das heißt, dass man auch Nachhaltigkeit, soziale Ziele führt, da habe ich ja vorher die Gerechtigkeitsmodelle gesagt.00:29:30Wenn sie Liberalen fragen, dann wird natürlich vor allem die Leistungsgerechtigkeit betonen.00:29:34Ein linker wird, eher die Gleichheit ins Zentrum rücken, konservativer Wir wollen die Familie schützen, wir wollen bedarfsgerecht sein und und die Grünen würden sagen, naja, seit umschlungen Millionen.00:29:46Jeder soll eine Chance haben, jeder soll dabei sein, Teilhabegerechtigkeit.00:29:52Und in so einem notwendigen Mischmodell muss man eben auch überlegen, dass diese Ziele nachhaltig erreicht werden können, dass man nicht durch eine riskante Finanzierungsstrategie, zum Beispiel die Verteilungsgerechtigkeit irgendwann ganz aus den Augen verliert.00:30:05Was ist alles schon passiert?00:30:06Historisch Renteneintrittsalter und Demografie ist ein zentraler Stellhebel, muss man einfach sehen.00:30:14Natürlich kommen noch andere Faktoren, Ich habe die breite Beitragsbasis auch angesprochen, aber das Renneneintrittsalter ist ein ganz zentrales Thema.00:30:22Also ich selber bin mit 69 dann in Pension gegangen, habe dreimal verlängert, ich hätte mit 66 schon eich gehen müssen, dann habe ich dreimal verlängern können.00:30:30Das konnte man in Thüringen, andere Bundesländer übrigens nicht so einfach.00:30:34Da ist auch für Beamte große Hemmnisse, bestimmte Berufsgruppen, Psychotherapeuten zum Beispiel, Ärzte, denen steht es heute frei, wann sie in Rente gehen, Selbstständigen sowieso.00:30:45Bei Erwerbstätigen ist das sehr gemischt.00:30:46Es gibt Unternehmen, die fördern die Altersberufstätigkeit, ob ganztags oder in Teilzeit machen sie Übergangslösungen.00:30:55Das finde ich sehr sinnvoll, Übergangslösungen zu wählen.00:30:59Also meiner Meinung nach ist es so, dass wir viel mehr Freiheit haben sollten, natürlich nicht beliebig nach unten.00:31:05Ich weiß, ich habe Studierende gefragt, habe Wann wollt ihr in Rente gehen?00:31:09Da war der Durchschnittswert bei um die 60, also das war jetzt noch im letzten Herbst, also habe ich sie gefragt, um die 60 wollten die Rente gehen, dabei waren die gerade Anfang zwanzig.00:31:18Ich habe so Was habt ihr denn für eine Vorstellung?00:31:20Ich meine, wollt ihr alle früher sterben?00:31:21Wollt ihr, dass die Lebenserwartung zurückgeht?00:31:23Das kann doch wohl nicht wahr sein.00:31:25Aber die Menschen Ach, die Arbeit ist so eine Plage, ich möchte möglichst früh rausgehen.00:31:29An der Stelle würde ich schon mal sagen, ich glaube, dass diese Frage des Alterszugangs, wie nennt man das, Der Altersgrenze, dass die natürlich eine ganz andere Dynamik haben würde, wenn wir, wenn wir ein Grundeinkommen hätten im Lebensverlauf, was dann auch bis ins Alter hineingeht, dann habe ich nicht so diese Vertröstungsperspektive, die Leute einfach so ja, im Alter, da bin ich dann eben, da muss ich nicht mehr arbeiten, sondern wenn sie das Gefühl haben, ich muss überhaupt nicht arbeiten, gut, ich habe natürlich Ersparen, dann lebe ich knapp.00:32:12Aber dieses Vertrösten aufs Alter hinaus, faktisch würden die Leute gar nicht so viel anders machen.00:32:18Sie würden vielleicht ab und zu mal kurz, mal kürzer treten.00:32:21Das wäre sehr nützlich für viele Berufsgruppen, dass sie uns Rettical gönnen auf etwas bescheidenerem Niveau, dass man also nicht immer alles rausschiebt aufs Alter.00:32:30Ich habe es wirklich bitter erlebt, auch in meinem Bekanntenkreis, Leute, die unbedingt im Alter sich alles gönnen wollten, dann wurden sie ratzifatz plötzlich krank.00:32:39Kaum waren sie in Rente, bekamen sie schwerste Krankheiten oder sind teilweise keinen Kollegen am Tag, nachdem er in die Rente eintrat, in die Pension eintrat, ist er gestorben.00:32:48Also ist natürlich schade.00:32:50Also das heißt, Renteneintritt ist ein ganz zentrales Thema.00:32:53Ich persönlich bin der Meinung, Wir werden auf 70 71 72 gehen müssen.00:32:57Das bedeutet aber auch, dass wir es den Menschen attraktiv machen müssen, länger zu arbeiten.00:33:02Ich weiß auch, es gibt ganz viele Gründe.00:33:04Ich will jetzt nicht auf meine privilegierte Professorenposition abheben, aber selbst da ist es so, dass du in den letzten Jahren deines erwerbstätigen Daseins eigentlich überall Nachteile hattest.00:33:15Du bekamst keine Fortbildungen, bekam, bekamst keine Leistungszulagen, es war alles kompliziert.00:33:21Das heißt, je älter du wirst, umso eher hält man dich von Auslaufmodell.00:33:24Und das ist natürlich für die Leute auch nicht schön.00:33:26Dann haben sie das Gefühl, es lohnt sich gar nicht zu investieren.00:33:29Ich investiere nicht mein eigenes Anführungszeichen Humankapital, ich lasse mich eher ein bisschen gehen.00:33:34Das ist ja auch nicht schön.00:33:35Also da empfehle ich doch sehr Renteneintrittsalter positiver zu sehen.00:33:40Natürlich bedeutet auch, dass man parallel die Erwerbsminderungsrente oder Berufsunfähigkeitsrente, beziehungsweise wir haben in Deutschland die BU Rente haben als öffentliche Rente nicht mehr aber die EU Rente, dass man die dann genauer anschaut.00:33:52Aber auch da macht eben eine Auf der anderen Grundeinkommen würde die Sache entkrampfen, vor allem für die unteren Einkommensgruppen.00:33:58Das ist ein Mühsames Geschäft mit dieser Erwerbsunfähigkeitsrente, weil viele Leute und ich verstehe das auch gut, wenn dir was zugesprochen wird, dann erlebst du das auch als eine Form der Anerkennung der Wertschätzung.00:34:10Und das ist schon ein großes Themenfeld.00:34:12So, jetzt kommen wir zu den letzten beiden Themen.00:34:14Ein Thema ist ökologische und soziale Nachhaltigkeit.00:34:18Das wirft die erste auf Welche Bedarfe soll eigentlich ein Rentensystem und generell ein Sozialsystem decken?00:34:25Auch da gibt es zwei grundsätzliche Philosophien.00:34:29Die eine Philosophie ist die Philosophie der Lebensstandardsicherung.00:34:33Also die Menschen sollen im Risikofall, Arbeitslosigkeit, Krankheit und so weiter, aber eben auch im Alter, da sollen die Leute den bisherigen Lebensstandard möglichst gleich gesichert bekommen.00:34:46Das ist die eine Konzeption.00:34:47Die andere zu sagen, das ist das Prinzip Mindestsicherung, eine Subsistenz soll gesichert sein.00:34:54Das erste Modell wird mit dem Modell Bismarckscher Sozialstaat verbunden, auch wenn es Bismarck gar nicht so wollte, aber das ist die Idee Deutscher Sozialstaat, Lebensstandardsicherung.00:35:04Und die andere Modell Subsistenzsicherung ist eher das Beverage Modell, eine starke Rolle der Grundsicherungssysteme.00:35:11Im Einzelfall ist es in Wirklichkeit nicht so idealtypisch, aber als Idee kann man das schon mal sich vor Augen führen.00:35:18Und die Lebensstandardziehung hat natürlich verschiedene Facetten.00:35:21Ich erinnere zum Beispiel, dass noch in Dänemark bis vor wenigen Jahren bekam man bei Arbeitslosigkeit bis zu sieben Jahre lang 90 Prozent seines Nettogehalts.00:35:31Aber der Preis war eine hohe Kontrolle durch die Gewerkschaft.00:35:36Nur Gewerkschaftsmitglieder bekamen das.00:35:37Hohe kontrollierte Gewerkschaften, die darauf setzen, dass da keiner schlenderi Hand trieb, dass keiner sich auf die faule Haut legte.00:35:45Also hohe Absicherung, hohe Lebensstandardsicherung, Preis, viel soziale Kontrolle.00:35:50Das muss man sich bewusst machen und natürlich eingeschränkt.00:35:54Ich habe vor das Thema Neue soziale Frage prekäre Gruppen angesprochen, die natürlich in so einem Modell immer die gelackmeiern.00:36:01Das andere Subsistenzsicherung, Minimum Sozialstaat.00:36:05So unter ökologischen Gesichtspunkten ist es gar nicht so einfach, den Unterschied festzumachen.00:36:09Also wie soll man das sagen?00:36:11Schauen Sie, schau mal hin, entschuldige, dass ich da zwischendurch und Sie hin und her schwanke.00:36:16Ich bin ja auch relativ privilegiert.00:36:18Ich kann mir Bücher leisten, das mache ich natürlich auch, kann mir auch die eine oder andere Reise leisten, weil ich da jahrzehntelang gearbeitet habe, habe auch teilweise hart gearbeitet.00:36:28Ist es jetzt ökologisch, unökologisch nicht so einfach zu sagen.00:36:31Also ich neige zu einer gewissen Milde.00:36:34Also ich bin der Meinung, wir sollen durchaus auch Konsumgüter als eine relevante Form der Wohlfahrtsakkumulation oder des Wohlfahrtsgewinns ansetzen.00:36:47Natürlich, manches kann man sagen, ist echt Strunz und Schlutz.00:36:50Das kann man wirklich vergessen, sage ich.00:36:53Andere finden aber das ganz sinnvoll.00:36:54Also ich will damit nur sagen, ich empfehle nur da ein bisschen milde zu sein, aber ein bisschen Mäßigung zu sagen.00:37:00Muss der Sozialstaat als Normativ immer mehr mehr propagieren?00:37:05Wäre es nicht sinnvoll, wenn er sich mehr auf die Grundabsicherung, aber auf eine großzügige Grundabsicherung konzentriert?00:37:12Das steckt eben hinter der Idee des Grundeinkommens und dann im Alter der Grundrente.00:37:17Also insoweit Bedarfsdeckung etwas weg von der Lebensstandardsicherung zu einer begrenzten Äquivalenz und mehr hin zu einer Subsistenz und Grundsicherung.00:37:30Wachstumsorientierung oder Sparsamkeit, auch das hat so was Normatives, fast schon Moralisches.00:37:35Den Grünen wurde da oft so Moralinsäuretum nahegelegt.00:37:40Ich bin da eher pragmatisch.00:37:41Also ich würde sagen, naja, Sparsamkeit, wie Schwabe jetzt Hättle Cox, Schwäbischwätze, Also Sparsamkeit ist immer gut, Sparsamkeit ist immer gut.00:37:50Ein Sozialstaat soll auch sparsam sein.00:37:53Andererseits, wenn wir Innovationen wollen, sollen wir nicht geizig sein.00:37:58Also wir brauchen Innovation, wir müssen uns auch weiterentwickeln.00:38:01Wir sind auch im weltweiten Wettbewerb.00:38:03Also es gibt schon auch gute Gründe, dass wir uns ein bisschen auf Wachstumsorientierung, also man sagt dann gerne qualitatives Wachstum, das klingt ein bisschen positiver.00:38:13Also du merkst schon, da schlagen zwei Seelen in meiner Brust.00:38:17Und ich sage mal, aus sozialer Nachhaltigkeitssicht neige ich zu so einer mittleren Route.00:38:22Also einerseits Wachstumsorientierung, was qualitatives Wachstum betrifft, was Dienstleistungswachstum betrifft, was gute Arbeit betrifft, was tolle Ideen, was Innovationen, auch technische Innovationen betrifft einerseits.00:38:38Andererseits dann aber auch Sparsamkeit, Also keine Unnötigkeit, ein bisschen mehr diesen See, ein bisschen mehr Bescheidenheit, das tut uns allen gut.00:38:46So zum Schluss.00:38:48Sozial nachhaltige Rente.00:38:49Wie soll es eigentlich jetzt genau aussehen.00:38:51Das habe ich ja durch einige grundlegende Dinge schon mal skizziert.00:38:56Ich würde mal so sagen, heute haben wir ein horizontales und vertikales Drei Säulen Modell.00:39:04Erinnern Sie sich daran?00:39:05Am Anfang habe ich von der SUS Versäumung gesprochen.00:39:07Auf der horizontalen Ebene haben wir gesetzliche Rente, betriebliche Renten und private sozusagen Renten auf der einen Seite und dann haben wir wiederum sozusagen diese Achsen.00:39:25Dann haben wir auf einer vertikalen Ebene gesetzliche Renten, die Beamten und die berufsständischen Versorgungswerke auf einer vertikalen, statusmässig geschichteten Seite.00:39:37Das meine ich damit.00:39:39Das wird man nicht ganz abschaffen können.00:39:40Ist vielleicht auch nicht ganz richtig.00:39:41Ich meine, warum soll man nicht jemanden, der sehr fleißig ist, auch etwas mehr Geld bekommen?00:39:45Eine gewisse Leistungsorientierung, die ist eigentlich Konsens über die Breite der Gesellschaft.00:39:49Selbst linke Leute zahlen ungern für schlechte Ware hohe Preise.00:39:56Also von daher glaube ich, Leistungsorientierung ist im Grundsatz in unserer Gesellschaft, in der sozialen Marktwirtschaft vollkommen akzeptiert, aber eben in einer gewissen Weise mehr rational, mehr gemeinsam, nicht so viel Ungleichheit dabei.00:40:09Das ist, glaube ich, Konsens.00:40:10Und die Lösung besteht darin, dass wir in Richtung einer Bürgerversicherung gehen.00:40:15Das wird seit langem gefordert, vor allem für die Krankenversicherung, aber ich habe das immer schon früh auch für die Bürgerversicherung, für die Rentenversicherung gefordert.00:40:24Das haben auch manche politischen Gruppen gemacht.00:40:26Die die Schweiz hat das schon seit Jahrzehnten eingeführt.00:40:31Dann vor einigen Jahren, auch schon fast 20 Jahre her, haben sie auch die Beamten, die Beamtenversorgung abgeschafft und sie in die AHV, in die Alters und Hinterlassenenversorgung eingegliedert.00:40:40Die Österreicher übrigens auch die Beamtenversorgung abgeschafft und sie in die allgemeine Bürgerversicherung integriert.00:40:46Das halte ich für ratsam.00:40:48Übrigens die größte Bürgerversicherung der Welt im Alter ist in den USA Social Security.00:40:53Da ist jeder drin, auch der Präsident.00:40:55Natürlich kann man sagen, ein Präsident wie Trump als braucht der Social Security, aber das ist falsch der Gedanke, weil indem ich alle einbeziehe, sind auch alle motiviert, dass das System existiert.00:41:07Aber da ist die Schweiz sehr vorbildlich, teilweise auch Holland, Niederlande.00:41:13Eine Bürgerversicherung gewinnt dann massiv an Relevanz, wenn sie mit einem Grundsockel verbunden ist.00:41:19Die Schweiz hat eben eine Grundrente, die Voraussetzung ist dafür, dass man eine gewisse Mindestbeitragszahl erreicht, 35 oder 40 Jahre, da muss man einzahlen.00:41:29Und in der Schweiz hat man sich so weit eingebürgert, dass die Leute auch einzahlen, selbst wenn sie im Ausland sind, dann überweisen sie den Mindestbeitrag in das Schweizer System, weil ihnen klar ist, das ist, kann man sagen, mit Hegel bürgerliche Gesellschaft.00:41:42Ich muss schon auch was dafür tun, dass die Gesellschaft etwas für mich tut.00:41:46So ein grundlegendes Verhältnis der Wechselseitigkeit, der Reziprozität, also Bürgerversicherung mit Grundrente.00:41:54Das wäre unser Vorschlag, wäre mein Vorschlag, wäre unser Vorschlag.00:41:58Und dabei, und das ist ein wichtiger Punkt, Anerkennung verschiedener Arbeits und Leistungsformen, weil auch in einer Bürgerversicherung habe ich natürlich neben dem Grundsockel auch noch Zusatz, habe ich ja höhere Werte einerseits in der Bürgerversicherung selber, andererseits auch in den Zusatzleistungssystemen.00:42:15Und da finde ich, müssen verschiedene Arbeits und Lebensformen, Arbeits und Leistungsformen müssen sowohl in der Bürgerversicherung wie in den Zusatzleistungssystemen abgebildet werden.00:42:27Also nicht nur die Erwerbsarbeit, nicht nur die Lohnarbeit.00:42:30So das wäre eigentlich schon alles, wenn man das machen würde, liebe Leute, wenn man mehr uns mehr Schweizer mehr Schweiz wagen würde in Deutschland, dann wäre Deutschland viel näher an einer sozial nachhaltigen Rente, weitaus näher als wir es heute sind.00:42:45Das heißt nicht, dass die Schweiz zum Beispiel keine Probleme hat.00:42:47Auch die Holländer haben auch, aber deren Probleme sind wirklich mit unseren Problemen geradezu lächerlich gering.00:42:53Da wird natürlich auch groß gezetert und gemordiot, aber in der Tendenz haben wir strukturell weitaus größere Probleme.00:43:00Also tiefe Rede, langer Sinn.00:43:03Ich empfehle sehr eine sozial nachhaltige Rente.00:43:08Und das bedeutet zum Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion zu kommen, die natürlich, wenn du diesen Podcast anhörst oder anschaust, vielleicht schon gar nicht mehr aktuell ist.00:43:16Aber im Grunde wird sie weitergehen.00:43:18Es wird eine Rentenkommission geben, es wird noch breit diskutiert werden, es wird seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert, von daher ist es durchaus aktuell.00:43:26Wir müssen die Rente strukturell reformieren, breitere Basis hereinholen.00:43:34Möglichst alle Gesellschaftsmitglieder müssen einzahlen mit ähnlichen Parametern, nicht mit so ungleichen Parametern.00:43:41Und es muss einen sicheren Sockel geben, eine Grundrente.00:43:45So, das wäre es für heute.00:43:47Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit für Folge 4 Sozial nachhaltige Rente des ISÖ Podcast Fortschritt, Gespräche über soziale Nachhaltigkeit und was sonst wirklich wichtig ist.00:44:02Vielen Dank, dass du dabei warst.
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